Bio Bauernhof

Lohnt es sich noch Bio Nahrungsmittel zu kaufen? Bio ist nicht gleich Bio…

Sind Bioprodukte reine Geldmacherei? Lohnt es sich noch sein Geld in die teureren Bioprodukte zu investieren? Für mich lautet die eindeutige Antwort: Ja! Da mir in der letzten Zeit im Ernährungscoaching mehrfach die Frage gestellt wurde inwieweit es wichtig ist in Bioprodukte zu investieren, möchte ich hier ein wenig dazu schreiben.

Ist Bio wirklich gesünder?

Bio ist nicht gleich Bio – es gibt sehr unterschiedliche Gütesiegel. Mal abgesehen von den unterschiedlichen Gütesiegeln, sind aber auch die Produkte differenziert zu betrachten, denn nicht bei jedem Produkt ist es gleicher massen wichtig auf die Qualität zu achten.

Schon allein die unterschiedlichen Mengen, die wir von den verschiedenen Nahrungsmitteln konsumieren, spielen eine große Rolle bei der Gewichtung. Man kann es sich leicht vorstellen, dass es weniger wichtig ist, ob die schwarzen Pfefferkörner in der Küche in Bioqualität daher kommen oder die Eier.

Da die Gütesiegel sehr unterschiedliche Standards repräsentieren, kann es durchaus sein, dass ein schlechtes Bioprodukt mit einem guten konventionellen Produkt in Qualität, Geschmack und Gesundheit nicht mithalten kann.

Bio ist kein Freifahrtschein. Ungesunde Lebensmittel werden auch durch ein Biosiegel nur unbedeutend gesünder. Ob wir nun die Haselnusscreme aus dem Bioladen essen, oder Nutella, macht tatsächlich nur einen kleinen Unterschied aus. Sicherlich sind die Nüsse und der Kakao aus Bioplantagen, eventuell wurden sogar alternative Süßungsmittel verwendet oder Vollrohrzucker und weiterhin enthält das Produkt zumindest keine gehärteten Fette, im besten Falle kein Palmöl und keine künstlichen Zusatzstoffe, trotzdem bleibt die Schokocreme eine Schokocreme und gehört nicht zu den Lebensmitteln, die wir unbegrenzt essen sollte.

Worin unterscheiden sich bio von konventionellen Produkten?

Im allgemeinen (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel) sind Bio Produkte teurer als die konventionell hergestellten Lebensmittel. Das lässt sie leicht in den Ruf von Geschäftemacherei kommen, was mit Sicherheit nicht immer unberechtigt ist. Diesen Ruf hat die Bio-Branche schwarzen Schafen zu verdanken, die tatsächlich in der Umstellung auf Bioprodukte nur Ihren eigenen Vorteil sehen und diesen nicht aus Überzeugung vollziehen.

Grundsätzlich unterscheiden sich Bioprodukte von herkömmlichen Produkten jedoch im Anbau und den Verarbeitungsmethoden. Chemischer Pflanzenschutz, künstliche Zusatzstoffe, genmanipuliertes Saatgut, Ausbeutung der Arbeiter sind im Bio Segment stark reglementiert. Als ich anfang 20 war, waren Bioläden noch kleine Tante-Emma Laden ähnliche Geschäfte mit einem sehr begrenzten Sortiment unerschwinglicher teurer und abenteuerlicher Produkte. Sie hatten einen ganz eigenen Geruch, ein ganz eigenes Aussehen und es liefen nur hippie mäßig aussehende Leute darin herum. Zu diesem Zeitpunkt gab es im Supermarkt noch lange keine Bio Produkte.

Alteingesessene Bio Firmen wie Rapunzel, Bau ck und Naturata sind Pioniere der Bio Szene und sind Ihrer Firmenphilosophie bis heute treu geblieben. Natürlich sind diese Firmen gewachsen, haben viele neue Zulieferer gewonnen und desto größer die Maschinerie, desto größer die Chancen, dass sich auch dort mal schwarze Schafe einschleichen. Nichts desto trotz stehen diese Firmen unverändert für die Werte, die sie einst vertreten haben.

Wenn ich mich heute in unserem Bio-Supermarkt Landwege umsehe, dann bleiben dem Käuferherz keine Wünsche mehr offen, das Publikum ist eher gehobenen Standards, das Sortiment reichhaltig und selbst die Preise sind im Vergleich zu damals gesunken. Den größten Unterschied in bio vs. konventioneller Qualität finden wir bei den tierischen Produkten.

D.h. so genau kann man das gar nicht auf Bio oder nicht Bio runterbrechen, sondern man müsste zwischen artgerecht gehalten und nicht artgerechnet gehalten differenzieren. Ethische Aspekte möchte ich hier gar nicht großartig beleuchten, sondern lediglich die Wirkung auf unseren Körper.

Wie man mittlerweile weiß, hat das Omega3/Omega6 Verhältnis unserer Nahrung einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Das Omega 3/6 Verhältnis soll sich im optimalen Falle Richtung 1:1 annähern, beim durchschnittlich europäischen Menschen liegt es bei 1:15 oder mehr. Aus diesem Grunde wird so oft geraten Omega3 Fettsäuren zu sich zu nehmen, zb in Form von fettem Seefisch oder Kapseln. Es hat sich in Untersuchungen gezeigt, das tierische Produkt aus artgerechter Tierhalten ein wesentlich besseres O3/O6 Verhältnis aufweisen. Tiere aus Massentierhaltung weisen nahezu keine Omega3 Fettsäuren auf, während hingegen Tiere aus artgerechter Tierhaltung durchaus nennenswerte Omega3 Lieferanten sind. Die Ursache hierfür ist, dass der Getreideanteil in der Massentierhaltung zu hoch und der Anteil an Grasfütterung zu gering ist. Für uns heißt das jetzt konkret, dass es gesundheitlich für uns einen erheblichen Unterschied ausmacht, ob die Kuh die wir essen oder deren Milch wir trinken mit Gras/Heu oder Getreide bze Silage gefüttert wurde. Auch Rohmilch und Eier aus Artgerechter Tierhaltung sind ausgezeichnete Omega3 Fettsäuren Spender.

Bei den Discounter Bio Produkten ist das leider nicht zwingend gewährleistet. So kann es zum Beispiel sein, dass die „nicht Bio“ Weidemilch besser ist als die Bio Milch. Leider ist der Begriff Weidemilch bisher jedoch nicht geschützt, so dass auch auf den Aufdruck Weidemilch kein Verlass ist. Seit 2018 haben Demeter, Naturland und Bioland verbindliche  Anbaurichtlinien geschaffen. Auf Milch mit diesen Siegeln ist Verlass. Bei allen anderen muß man mit Mischformen zwischen Weidefütterung und Silage rechnen.

Beim Fleisch verhält es sich nur unwesentlich anders. Hier zeigt sich, dass Transparenz hier vor irgendwelchen Siegeln zu bewerten ist. Ich kaufe zum Beispiel mein Fleisch direkt vom Erzeuger, wo ich mir angucken kann wie die Tiere gehalten werden und was sie gefüttert kriegen. Für derartige Transparenz bedarf es dann für mich keinerlei Siegel. In solchen Betrieben wird nach Treu und Glauben gekauft, worauf ich im Discounter selbst mit ausgewiesener Bioqualität nicht vertrauen kann.

Was ist schon bio in einer vergifteten Welt?

Ich höre immer wieder Stimmen die damit argumentieren, dass man sich ja nicht darauf verlassen könne, dass die Bioprodukte kein Gift abbekommen haben. Wenn das Nachbarfeld gespritzt wurde, dann fliegt das ja rüber. Genauso verhält es sich auch mit genmanipuliertem Saatgut. Man könne ja nicht kontrollieren ob die genmanipulierten Sorten die Ur Sorten bestäuben.

Richtig! Genau so sieht es aus – aber genau das ist auch einer der wichtigsten Gründe, die Bio Produkte zu kaufen. Obwohl man vielleicht nicht sicher sein kann, dass sie was abbekommen haben, weil sie vielleicht neben einem konventionellen Feld liegen. Denn nur indem wir mit unserem Einkauf die Produzenten unterstützen, die weder den Einsatz von Glyphosat sowie genmanipuliertes Saatgut nutzen, können wir den Gesamtanteil dieser Substanzen in unserer Athmosphäre und auf unseren Böden verringern! Mit dem Kauf eines jeden Produktes unterstützt Du eine giftfreiere Welt!!!!!

Muß ich bio Produkte kaufen um besser abnehmen zu können?

Nein, eine gesunde ausgewogene Ernährung ist mit Produktem aus konventionellem Anbau ebenso möglich wie mit Bio Produkten.

Die einzigen kleinen Einschränkungen die hier angeführt werden können sind zum einen wieder das O3/O6 Verhältnis in tierischen Produkten, denn eine ausreichende Omega3 Versorgung unterstützt den Fettabbau. Allerdings läßt sich hier auch mit Omega3 Kapseln arbeiten und auch hier führt auch einen Reduktion des Getreideanteils in der Ernährung zu einer Verbesserung der Werte.

Eine weitere Geschichte sind der Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln und deren Zusätze. Zusatzstoffe z.B. Geschmacksverstärker lassen uns oft über unseren eigentlichen Appetit hinaus essen. In bio Lebensmitteln sind erheblich viel weniger Zusatzstoffe zugelassen. Somit ist die Gefahr verringert. Aber hier gilt natürlich: Desto unverarbeiteter ein Lebensmittel ist, umso besser. Das gilt natürlich gleichermassen für konventionell vs Bio.

Welche Biosiegel gibt es und was sagen sie aus?

Bio nach EG Verordnung ist das staatliche deutsche Bio Siegel. Es ist verlässlich. Geregelt werden: kein Einsatz von Gentechnik, keine synthetischen Pflanzenschutzmittel, max 5% konventionell gezogene Erzeugnisse enthalten, keine künstlichen Zusatzstoffe, Mindest Stall- und Freiflächen vorgegeben, Futtermittel ohne Einsatz von Antibiotika und Leistungsförderern.

Beim Bioland Siegel handelt es sich um einen deutschen Anbauverband. Die Anbau Richtlinien gehen über das Bio nach EG- Verordnung Siegel hinaus. Kranke Tiere werden zum Beispiel naturheilkundlich behandelt. Es basiert ausserdem auf einem Betriebskreislauf, der eine lange Bodenfruchtbarkeit gewährleistet. Das Bioland Siegel ist einer der größten Anbauverbände Deutschlands. Es ist absolut verlässlich und als empfehlenswert einzuschätzen.

Das Demeter Siegel ist als sehr empfehlenswert einzuschätzen. Demeter gilt als das strengste der deutschen Bio Anbauverbände. Es beruht auf der Lehre Rudolf Steiners zur biologisch dynamischen Landwirtschaft. Hier werden biologische Düngermittel selbst hergestellt und mit dem Mondkalender gearbeitet. Produkte mit dem Demeter Siegel erfüllen höchste Standards.

Trotz all dieser Unterschiede gibt es gute Gründe auch die einfacheren Bio Siegel zu unterstützen. Um ein Bioland oder gar Demeter Hof zu werden, benötigt es langfristige Umstellungszeiten, in denen die produzierten Güter noch nicht die Richtlinien der Siegel erfüllen. In der Übergangsphase müssen die Bauern aber schon mit den geringeren Erträgen der Biolandwirtschaft leben. Zum Teil erfüllen die Güter aber schon die Richtlinien anderer Siegel oder werden mit dem Vermerk „aus Übergangsflächen“ verkauft. Somit unterstützt man also mit dem Kauf zumindest die Bauern, die sich entschieden haben auf biologische Landwirtschaft umzurüsten.

Fazit

Für mich ist nicht der entscheidende Faktor, ob Nahrungsmittel aus Bio Landwirtschaft für mich gesünder sind, sondern dass sie für unsere gemeinsame Welt gesünder sind. Klimawandel, Umweltgifte, Gentechnik … Warum meint der Mensch sich ungestraft über die Natur stellen zu können?

Du möchtest mehr über unsere Nahrung lernen? In meinem Ernährungscoaching helfe ich Dir Dich im Dschungel der Ernährungsmythen zurecht zu finden. Gesunde Ernährung kann so einfach und so köstlich sein, Du musst auf nichts verzichten und darfst geniessen. Du kommst aus Lübeck oder Umgebung, dann können wir gerne einen persönlichen Beratungstermin vereinbaren. Aber auch wenn Du nicht aus der Umgebung kommst, besteht die Möglichkeit ein Onlinecoaching bei mir wahrzunehmen. Schreib mir einfach was Dein Problem ist, dann können wir uns zu einem kostenlosen Beratungsgespräch verabreden

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2 Kommentare zu „Lohnt es sich noch Bio Nahrungsmittel zu kaufen? Bio ist nicht gleich Bio…“

  1. Ich habe Bio Produkte bislang immer eher aus der Ferne betrachtet, aber seit in der Nachbarschaft ein Bio Hof eröffnet hat, finde ich das Thema wirklich spannend. Ich finde es gut, dass mittlerweile auch einige Discounter und Supermärkte ihre eigenen Biomarken haben, die preislich erschwinglich sind. Letztlich ist Bio ja ein Zeichen für eine artgerechte Tierhaltung und giftstofffreie Ernte.

    1. Ja da hast Du recht. Aber man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass die billigeren Biomarken aus dem Supermarkt auch nur niedrigere Ansprüche erfüllen müssen. Sowohl was den Tierschutz angeht, aber auch was Zusatzstoffe, Düngemittel und Insektizide angeht.

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